Gewerbliche Mitarbeitende arbeiten unter besonders intensiven Bedingungen, oft im engen Kontakt zum Menschen und immer in der ersten Reihe der Wertschöpfung. Die Corona-Pandemie hat offengelegt, dass diese Arbeitenden der Frontline mehr Unterstützung für eine bessere Zukunft verdienen. Um diese Zukunft geht es in unserer neuen Reihe Frontline Future of Work (FFOW). Hier ist Teil 1.
Für jedes Unternehmen geht es im Kern um die Menschen. Es gibt praktisch kein einziges Geschäftsmodell, bei dem am Ende nicht in irgendeiner Weise ein Nutzen für bestimmte Personen entsteht. Natürlich gibt es nicht ohne Grund Sprichwörter wie „Geld regiert die Welt“, aber wer verdient dieses Geld und gibt es wieder aus? Menschen auf allen Ebenen sind das Herzstück jedes Unternehmens und das, was das Geschäft ausmacht. Jeder ist notwendig und Teil eines eng verknüpften Netzes der Bemühungen und Abhängigkeiten.
Allzu oft werden jedoch die Beiträge derer, deren Bemühungen die Wirtschaft im Grunde antreiben, unterschätzt. Mitarbeitende an vorderster Front sind nicht selten schlecht ausgerüstet und erhalten wenig Unterstützung, was während der Corona-Krise mit einem Mal unübersehbar wurde.
Die Fragen, die sich Unternehmen jetzt stellen und glaubwürdig beantworten müssen, sind so einfach wie: „Wer sind unsere Frontline-Mitarbeitenden?“ und so komplex wie „Wie helfen wir ihnen gerecht und nachhaltig?“ oder „Wie können wir etablierte und neue Technologien nutzen, um ihre Sicherheit und ihren Erfolg mit Respekt und Würde zu gewährleisten?“
Was bedeutet der Begriff „Frontline-Mitarbeitende“?
Die konkrete Anzahl der Arbeitenden an vorderster Front ist statistisch schwer zu fassen, da sie sich über alle Wirtschaftssektoren verteilen und oft nicht im genauesten Detail erfasst werden.
Während der Pandemie konnte man im deutschsprachigen Raum viel von „systemrelevanten Berufsgruppen” hören, deren Arbeit unter allen Bedingungen weitergehen musste. Hierzu gehört natürlich medizinisches Personal, aber auch Arbeitende in Lebensmittelproduktion- und Handel, in der Logistik und bei den öffentlichen Verkehrsbetrieben. Nicht zu vergessen die kommunalen Dienstleister, Rettungsdienste, Feuerwehr und Polizei. Das sind schon eine ganze Menge.
Es sind aber noch längst nicht alle. Nach den ersten harten Lockdowns kehrten in weiten Teilen des Handels und der Produktion, aber auch in der Gastronomie und Hotellerie immer mehr gewerblich Arbeitende an ihren Arbeitsplatz zurück.
So unterschiedlich diese Berufsgruppen auch sein mögen, ihre Realität ist in vielerlei Hinsicht dieselbe: Für sie ist Home Office keine Option und sie sind es, die im direkten Kontakt mit Kunden und Klienten stehen und/oder vorwiegend körperliche Arbeit verrichten.
Versuchen wir einmal, die Arbeitnehmenden in diesen Berufen zu quantifizieren. Laut Statistischem Bundesamt waren in Deutschland zuletzt 44,7 Millionen Menschen erwerbstätig. Davon arbeiteten:
- 580 Tausend in Land- und Forstwirtschaft, bzw. Fischerei,
- 8,17 Millionen im produzierenden Gewerbe
- 2,573 Millionen in der Baubranche
- 10,038 Millionen in Handel, Verkehr und Gastgewerbe
- 5,7 Millionen im Gesundheitswesen
Allein diese 5 Sektoren stellen also schon über 27 Millionen Arbeitende, also über die Hälfte aller Erwerbstätigen.
Die Systemrelevanten unter ihnen, also z.B. „Ärzt*innen und Reinigungskräfte, IT-Systemadministrator*innen und Kraftfahrer*innen, Lehrer*innen, Kassierer*innen und Beschäftigte in der Verwaltung”, wie es in einer Studie der Rosa Luxemburg Stiftung heißt, sind in einer großen Vielfalt von Bereichen tätig. „All diese Berufe haben zwei Dinge gemeinsam: Zum einen werden in ihnen häufig nur Niedriglöhne gezahlt, zum anderen wurden sie im Zuge der Corona-Pandemie als systemrelevant erkannt“, schreibt Philipp Tolios in der Studie
Doch das ist nicht alles: Systemrelevante Arbeit ist überwiegend Arbeit von Frauen. Fast 60 Prozent stellen sie unter allen Systemrelevanten, in Medizin, Pflege und Einzelhandel sogar über 80%.
Das Gehalt in diesen Berufen ist im Schnitt auch niedriger, als in anderen Branchen, mit einem Medianeinkommen von 3.288 Euro gegenüber 3.619 Euro. Was jedoch noch viel schwerer wiegt, ist die Selbstverständlichkeit, mit der gewerblich Arbeitende für lange Zeit ignoriert wurden.
Mitarbeitende an vorderster Front verdienen Besseres
2020 wurde allen schlagartig klar, wie wichtig diese Beschäftigten für die Gesellschaft sind. Ohne sie geht nichts.
Es wurde viel Danke gesagt und auf Balkonen geklatscht, aber es gibt auch konkrete Vorschläge, wie die Lage der Frontline-Arbeitenden verbessert werden könnte. Die Studie der Rosa Luxemburg Stiftung argumentiert für folgende Punkte:
- Sonderzahlungen für Systemrelevante
- Erhöhung der Tarifabdeckung und Maßnahmen gegen den Niedriglohnsektor
- Massnahmen zu Lohnungleichheiten zwischen den Geschlechtern
- Anhebung des Mindestlohns
Andere Initiativen sind auch schon umgesetzt, so z.B. das Verbot von Werkverträgen in der Lebensmittelindustrie.
Interne Aufwertung
Auch Unternehmen tun gut daran, den Wert ihrer gewerblichen Mitarbeitenden anzuerkennen und können nur davon profitieren. Jetzt ist die Zeit, auf alle Mitarbeitenden zuzugehen und direkt mit ihnen zu kommunizieren. Um Wertschätzung auszudrücken, zu hören, was sie zu sagen haben und vor allem, um die Arbeit besser zu machen. Zu diesem Zweck hat Beekeeper enorme Anstrengungen und Ressourcen in die Entwicklung einer Lösung investiert, um Mitarbeitende an vorderster Front digital zu unterstützen.
Laut einem kürzlich erschienenen Bericht im Harvard Business Review, gaben 87% der Befragten an, dass ihre Organisation erfolgreicher ist, wenn Mitarbeitende im Moment Entscheidungen treffen können.
Mit Echtzeitinformationen, die über eine digitale Kommunikationsplattform einfach und schnell zugänglich sind, können Mitarbeitende an vorderster Front effektiv Entscheidungen treffen, die den Richtlinien, Verfahren und zunehmend auch den Daten des Unternehmens entsprechen.
Digitale Befähigung für Frontline-Mitarbeitende ist die Zukunft (weil es bereits die Gegenwart ist)
2020 verzeichnete die Nutzung mobiler Geräte weltweit einen neuen Höchststand von 70% und damit einen ähnlichen Anstieg der Ausgaben für mobile Apps. Derzeit sind 86% der der Menschen in Deutschland ab 14 Jahren Smartphone-Besitzer. Angesichts dieses relativen Anstiegs der mobilen Konnektivität ist die Basis für eine einheitliche Plattform für Kommunikation und Zusammenarbeit wahrscheinlich bereits in der Tasche Ihrer Mitarbeitenden.
Sandra Goger, Expertin für Zusammenarbeit am Arbeitsplatz beim globalen Softwareentwicklungsunternehmen Itransition, sagt:
„Heute verwenden Frontline-Mitarbeitende in der Regel dieselben unternehmensweiten Tools für die Zusammenarbeit, wie andere Mitarbeitende. Die Besonderheiten der Frontline-Arbeit und die erforderliche Geschwindigkeit ihrer Kommunikation werden jedoch die treibende Kraft für die Weiterentwicklung von Kollaborationstools für die Frontline sein.“
Auf gewerbliche Arbeit ausgerichtete Kollaborationstools sollten für den mobilen Einsatz entwickelt werden, argumentiert Goger und fügt hinzu, dass Frontline-Mitarbeitende immer auf alle Kollaborationstools von privaten oder firmeneigenen mobilen Geräten zugriff haben sollten.
„Deshalb sind reine Desktop-Portale für moderne Unternehmen keine Option“, sagt Goger. Kundenfallstudien, Service-Updates und freigegebene Dokumente sollten in Kollaborations-Threads leicht durchsuchbar sein. Auf einer nächsten Stufe könnten Mitarbeitende dem Kontext entsprechend automatisch generierte Inhalte erhalten, die ihre Arbeit unterstützen.
Vorausgesetzt sie haben eine digitale Strategie, können Unternehmen mit der schnellen Einführung von digitalen Tools Kommunikation und der Echtzeit-Bereitstellung von notwendigen Informationen die Herausforderungen der Zukunft bewältigen.
Darüber hinaus kann eine digitale Kommunikationsplattform nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Befähigung der Mitarbeitenden leisten. Besonders in diesen immer noch angespannten Zeiten kann sie eine große Rolle spielen um Sicherheit zu gewährleisten und den Mitarbeitenden ihr inhärentes Recht auf Würde am Arbeitsplatz zu wahren.
Veränderung ist gut … und notwendig
Kane Carpenter von der Employer-Branding-Beratung Daggerfinn, ist sich sicher:
„Die meisten Unternehmen befanden sich in den letzten Jahren sicher schon in einer Art digitaler Transformation, aber die ‚neue Normalität‘ ist aufgrund von Faktoren wie COVID-19 bedeutet, dass die Zukunft um ein oder zwei Jahrzehnte vorverlegt wurde.“
Carpenter weiss aus erster Hand, wie wichtig eine einheitliche Kommunikationsstrategie ist.
„Firmen, die in den nächsten Jahren geplant hatten, Kommunikations- und Kollaborationstools aufzubauen, erkennen jetzt, dass diese Fähigkeiten dringend benötigt werden – und müssen schnell investieren, sonst verlieren sie ihre Stellung in ihrer jeweiligen Branche.“
Dies zu erreichen, ist nicht nur das Richtige – es kann auch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, der Ihrem Unternehmen hilft, in der sich ständig verändernden Geschäftsumgebung erfolgreich zu sein.
„Aus der Employer-Branding-Perspektive sehen wir eine Welt, in der die besten Talente von Unternehmen angezogen werden, die über starke Wege zur Kollaborations- und Kommunikation verfügen, da diese Funktionen sie zum Erfolg führen“, sagt Carpenter. „Daher ist es eine gute Strategie für Unternehmen, ihre Initiativen und Programme in Bezug auf Kommunikation und Zusammenarbeit hervorzuheben und dies in ihre übergreifende Employer-Branding-Strategie zu integrieren.“
Letztendlich sind Frontline-Mitarbeitende nicht nur das Gesicht eines Unternehmens, sie leiten auch die Customer Journey. Sie sind die Gesichter unserer Unternehmen sowie ihr Rückgrat und verdienen es, die Werkzeuge für den Erfolg zu haben.